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Umsetzung und Genehmigung der Freiflächen-PV-Anlage im Öschberg und andere Projektvorhaben noch in diesem Jahr

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Kiechle,
Sehr geehrte Damen und Herren,

derzeitig wird der Flächennutzungsplan (FNP) für die kommenden Jahre neu aufgestellt. Anhand dessen ergibt sich eine Orientierung für die zukünftige städtische Entwicklung der Gesellschaft und Kultur. Die Erarbeitung dieses FNPs zieht sich jedoch in die Länge, weshalb für einzelne Energieprojekte diese Zeiten zu lange sind.

Die derzeitigen Energiepreise sind in einer Größenordnung, welche gesellschaftlich nicht mehr zu tragen sind und erhebliche Verwerfungen zur Folge haben. Die Volatilität der Preise ist erheblich und bewegt sich auf einem sehr hohen Niveau. So bewegt sich der Gaspreis derzeitig zwischen 14 und 20 Cent je KWh. Der Strompreis bewegt sich in einer Größenordnung von 40 bis teilweise 50 Cent je KWh und darüber. Dies bedeutet bei Gas eine Verteuerung um den Faktor 3 bis 5 ggf. noch mehr, je nach Ausgangslage im Jahr 2021. Bei Strom liegt die Erhöhung zwischen 30% und 80% des Arbeitspreises für Privatkunden, ggf. noch höher. Auch für Gewerbekunden sieht die Entwicklung nicht besser aus. Gesamtheitlich betrachtet ist die Situation katastrophal:

  • Hersteller von Dachziegel, Glasartikel, Papier etc. stellen teilweise ihre Produktion ein.
  • Gastronomen - von den Corona-Maßnahmen schon gezeichnet – geben durch die hohen Energie- und Nahrungsmittelpreise auf, gerade wenn die Küche mit Gas betrieben wurde.
  • Landwirtschaftliche Erzeugnisse und Tiernahrung verteuert sich in der Herstellung durch extrem gestiegene Energiepreise exorbitant.
  • Etc.

Ein Energieembargo auf Gas, Öl und weitere Energiequellen aus Russland könnte die Situation in der Energieversorgung weiter verschärfen.

Um der Preisentwicklungen und der mangelhaften Energieversorgung einigermaßen entgegen zu wirken, ist ein schneller Zu- und Ausbau von regenerativen Energiequellen unabdingbar. Das Warten auf die Erstellung des Kemptener FNPs dauert zu lange womit die gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen nicht absehbar sind.

Daher ist es von übergeordnetem Interesse, dass Projekte, welche schon angedacht sind, zu beschleunigen, um damit einen schnellen Ausbau der regenerativen Energiequellen voranzubringen.

Es mag Bedenken geben, dass das Landschaftsbild verändert wird. Dem kann man entgegenhalten, dass bei einer sorgfältigen Planung und eine Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen diese Flächen in Zukunft zum Bild des Allgäus gehören werden und sich die anfängliche Angst der störenden Empfindung wandelt, wenn bewusst wird, dass damit soziale Verwerfungen abgefedert werden und Umwelt und Klima durch regenerative Energiequellen mehr gewinnen als dass man Schönheit verliert. Auch die Solarflächen in Ursulasried sind heute fester Bestandteil der Umgebung.

Da Solarstrom immer nur dann verfügbar ist, wenn Sonne scheint, bedarf es Speichermöglichkeiten, um die Solarenergie auch zu Zeiten verfügbar zu machen, wenn keine Sonne scheint, oder kurzzeitig besonders viel elektrische Energie nachgefragt wird. Hier ist der Netzbetreiber gefordert ein passendes Speicherkonzept an das Stromnetz zu koppeln.

Derzeitig arbeiten Biogasanlagen autark, d.h. aus dem entstandenen Gas wird direkt Strom erzeugt. Alternativ könnten die Gasüberschüsse aus den Biogasanlagen ins Gasnetz eingespeist werden, womit eine regenerative Energiequelle für die Energie Gas zur Verfügung steht. Entsprechende Anlagen zu Gasveredelung welche es erlauben das Biogas in das bestehende Gasnetz einzuspeisen, sollten installiert werden. Die regenerative Gasmenge würde zusätzlichen Spielraum liefern und die Abhängigkeit von Importen reduzieren.

Auch wenn Kempten wenige Biogasanlagen zur Verfügung hat, so sollten die Gasanbieter auch über Kempten hinaus aufgefordert werden, Konzepte zur Biogasumwandlung für das bestehende Gasnetz umzusetzen. Kläranlagen und landwirtschaftliche Betreibe gibt es noch viele, welche nicht an eine Biogasproduktion angeschlossen sind.

Anträge:

  1. Wir beantragen, dass der Genehmigungsprozess vorhandener regenerativer Projektanträge und Projektvorhaben (Photovoltaik, Windkraft, Biogas, Speichertechnik, etc.) so beschleunigt werden, dass die Anlagen noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden können.
     
  2. Die Stadt Kempten möge an die Energieversorgungsunternehmen herantreten und sich für die Umsetzung von Speicherkonzepten zur Speicherung von regenerativen Energien sowie der Stabilisierung des Strom- und Energienetzes einsetzen. Geeignete Standorte für Speicherkonzepte sind beschleunigt zu bearbeiten und zu genehmigen.
     
  3. Die Stadt Kempten möge sich bei den Gasversorgern dafür einsetzen, dass die Biogasproduzenten die Möglichkeit erhalten das aufbereitete Gas in das hiesige Leitungssystem einzuspeisen, um es zu speichern oder weiter zu vermarkten.
     
  4. Die Stadt Kempten setzt sich gegenüber den Energieversorgern dafür ein, dass die umzusetzenden Konzepte regenerativer Energiequellen so umgesetzt werden, dass Industrie, Handwerk und Verbraucher gleichermaßen verträglich, sozial und wettbewerbsfähig die Energiequellen nutzen können und damit Produktionsausfälle in Energieintensiven und regulären Betrieben vermieden werden können. Das Konzepts eines Bürgersolarparks, Bürgerenergiepark oder ähnliche Strukturen sind anzudenken und ggf. umzusetzen.
     
  5. Alle Energiemaßnahmen sind dahingehend umzusetzen, dass soziale und wirtschaftliche Schieflagen in der Gesellschaft und Wirtschaft vermieden werden.

 

Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen

Franz Josef Natterer-Babych   und   Michael Hofer

 

Weitere Infos:

https://www.dvgw.de/suche?q=Gas

https://www.dvgw.de/medien/dvgw/verein/aktuelles/presse/gempm-gaswirtschaft-gaskanngruen31-10-16.pdf

https://www.dvgw.de/medien/dvgw/forschung/events/210204-dvgw-vortrag-gesampotential-biomethan.pdf

https://www.bayernwerk-netz.de/de/energie-einspeisen/ihre-anlage/bio/biogas-einspeisung.html

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/strom-gas-oel-wie-die-energiekrise-deutschlands-unternehmen-und-verbraucher-trifft-a-c2264d48-e483-482b-9bcc-95987a596f41

https://www.br.de/nachrichten/bayern/unternehmer-ueber-gas-und-rohstoffpreise-surreale-situation,T0iJ22R

https://www.br.de/nachrichten/bayern/gaspreis-explosion-energieintensive-unternehmen-vor-dem-aus,T05W4uS